Der Gutspark Hirschfelde

liegt im Landkreis Barnim, im Werneuchener Ortsteil Hirschfelde, etwa 20 Kilometer vom nordöstlichen Berliner Stadtrand entfernt.


Historiker ordnen den Park Hirschfelde eine besondere Stellung zu. Es wird angenommen, dass er ein Vorbild für die Entwicklung vieler Skulpturengärten in Europa war, zumindest gilt er als erstes allgemein bekanntes Beispiel dieser Art.
Die Parkanlage in der heutigen Form geht auf den Berliner Industriellen und bedeutenden Kunstmäzen Eduard Arnhold zurück, der hier Anfang des 20. Jahrhunderts seinen Landsitz einrichtete, eine bestehende Parkanlage erweitern ließ und hier die von ihm gesammelten Freiraumplastiken ausstellte.


Die einstige Schönheit der Parkanlage lässt sich heute nur noch erahnen.
Viele der einst angelegten Wege sind im Laufe der Jahre unkenntlich geworden, offene Wiesenflächen mittlerweile verwildert und die ursprünglichen Sichtachsen verdeckt.
Nur seine zentale Hauptsichtachse, von der Nordseite des Schlosses durch die gesamte Tiefe des Parks hinaus auf die Feldflur bis zum Wald des Gamengrundes, ist  noch im Ansatz erkennbar.
Von den Skulpturen, die einst den Park schmückten, ist lediglich das Hirschstandbild noch in Hirschfelde selbst vorhanden und ziert jetzt das Dorfzentrum.

 

Das Guthaus Hirschfelde heute Das Guthaus Hirschfelde heute

 

Anfahrt & Lage des Parks [PDF, 0.4 MB] Anfahrt & Lage des Parks [PDF, 0.4 MB]

 

Faltblatt zum Park [PDF, 1.6 MB]

Faltblatt zum Park [PDF, 1.6 MB, 2 Seiten]

 

Die Geschichte

 

des Gutsparks Hirschfelde beginnt in der Mitte des 18. Jahrhunderts, als der preußische Justizminister Levin-Friedrich von Bismarck 1753 das Rittergut Hirschfelde erwarb und ein Gutshaus mit kleinem angrenzenden Park errichten ließ.
In den Folgejahren wechselten häufig die Besitzer – wobei sich letztendlich das Anwesen unter der Familie Schmidt von Prädikow Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem ertragreichen Landgut mit stattlichem Hof, großen Scheunen und Stallungen und einer Brennerei entwickelte.

In diesem Zeitraum siedeln die Historiker auch die erste Erweiterung und Gestaltung des Landschaftsparks an, insbesondere die Anlage des chausseeseitigen Zugangs, des einstigen Pavillons und des Teiches mit dem Springbrunnen.


Eduard Arnhold war es dann, unter dem das Gut Hirschfelde und der Gutspark Anfang des 20. Jahrhunderts seine kulturelle Blütezeit erlangte. Der Industrielle zählte zu den fünf reichsten Bürgern Berlins, er galt als größter Kunstmäzen der Stadt und begeisterter Kunstsammler.
Der jüdische Industrielle nutzte das Gut als Landsitz und ließ den Park zwischen 1904 und 1910 durch den Architekten Paul Baumgarten auf etwa 22 Hektar vergrößern und zu einem Skulpturenpark umgestalten.
Den Skulpturenpark zierten unter anderem ein Naturtheater, ein Staudengarten mit Sonnenuhr, ein Chinesisches Teehaus, ein Rosarium sowie zahlreiche Putten und weiße Parkbänke. Zu den wertvollsten Kunstschätzen gehörten der Marmorbrunnen, ein Ausgrabungsstück aus dem italienischen Lucca aus der Zeit 79 nach Chr. sowie ein stattlicher Bronzehirsch und ein aus weißem Carrera-Marmor gemeißelter Stier.
1928 galt der Hirschfelder Park als einer der schönsten und interessantesten Architektengärten des Oberbarnim. Historiker vermuten, dass dieses neuartige Parkkonzept Vorbild für die Entwicklung vieler Skulpturengärten in Europa gewesen sein könnte – zumindest gilt der Park als das erste allgemein bekannte Beispiel dieser Art.


Die Geschichte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg ist weniger rühmlich, von Zerstörung, Plünderung und dem Niedergang des Parks gekennzeichnet.
Die Skulpturen, die einst den Park schmückten, wurden entweder zerstört, sind unauffindbar oder befinden sich gar seit Jahren im Besitz fremder Gemeinden, wie der Stier aus weißem Carrera-Marmor im Kurpark von Bad Freienwalde.
Der Verbleib des kostbaren Brunnens ist bis heute ungeklärt. Er gehört zu den vermissten deutschen Kunst- und Kulturschätzen des 2. Weltkrieges.
Lediglich das Hirschstandbild ist noch in Hirschfelde selbst vorhanden und ziert das Dorfzentrum.

 

Große Flächen des Parkes sind durch Bebauung mit Wohngebäuden und der Anlage von Straßen und Wegen unwiederbringlich verloren. Der Pavillon wurde abgerissen, Fichtenbepflanzungen gerodet und der Rest des Parkes ist stark verwildert, viele der Wege sind kaum noch als solche wahrnehmbar.


Das Gutshaus mit der östlich davor gelegenen großen Parkwiese ist zwischenzeitlich reprivatisiert. Nur der große Landschaftspark mit dem neu angelegten Sportplatz sind noch im Besitz der Gemeinde und damit öffentlich.
Die Reste des Parks stehen heute unter Denkmalschutz.

 

Schloss Hirschfelde um 1840, Märkisches Museum Berlin Schloss Hirschfelde um 1840,
Märkisches Museum Berlin

 

Der Brunnen (79 nach Chr.) Der Brunnen (79 nach Chr.)

 

Der Bronzehirsch –  heute im Ortszentrum HirschfeldeDer Bronzehirsch –

heute im Ortszentrum Hirschfelde

 

Der Gutspark Hirschfelde – ca. 1925 Der Gutspark Hirschfelde – ca. 1925

 

Der Gutspark Hirschfelde – heute Der Gutspark Hirschfelde – heute

 

Der heutige Baumbestand

 

des Parks setzt sich aus der Originalbepflanzung des Gutsgartens von vor 1904, der Parkerweiterung zwischen 1904 und 1910, einzelnen gezielten Ergänzungen bis in die 1920er Jahre und einem großen Teil Wildwuchs aus der Zeit nach 1945 zusammen.
Diese angesamten Jungbäume und das Buschwerk haben sich teilweise in die offenen Wiesenflächen geschoben, verdecken die ursprünglichen Sichtachsen und beeinträchtigen den raumbildenden Charakter der einzelnen Gehölzgruppen wesentlich.
Der Reichtum an Gehölzarten und deren Zusammensetzung sind Grundlage für das noch heutige ökologisch vielfältige Erscheinungsbild des Parks.
Seine Vielfalt an Strukturen und Biotopen ist neben den umliegenden artenarmen Feldkulturen von zusätzlichem Gewicht.
Die historische Bedeutung einiger Bepflanzungen ist momentan noch verborgen und muss ergründet werden, zum Beispiel der hohe Anteil an Nadelgehölzen in Akzentsituationen beispielsweise am Naturtheater, in den Einzelgehölzgruppen auf den großen Wiesenflächen, die Reste der Platanenpflanzung am Standort des ehemaligen Pavillons und die Situation der Eibenpflanzung am ehemaligen „Marmorbrunnen“.

Ein Gutachten ergab, dass 1992 insgesamt 167 Bäume die Voraussetzungen als  Naturdenkmal entsprechend dem Brandenburger Naturschutzgesetz erfüllt haben.

Darunter die gesamte Lindenallee mit ihren 60 Holländischen Linden (Tilia x vulgaris) und:

  • 40 Hemlocktannen (Tsuga heterophylla)
  • 25 Blutbuchen (Fagus sylvatica)
  • 20 Schwarzkiefern (Pinus Nigra)
  • 17 Platanen (Platanus x hybrida)
  •   3 Winterlinden (Tilla cordate)
  •   2 Thuja (Thuja spez.)

 

Beidseits der Lindenallee zweigt nach wenigen Schritten durch das nordöstliche Haupttor kommend ein den gesamten Park umfassender Weg ab.

HelmlocktanneNach rechts führt er durch einen Bestand einst blickdicht bepflanzter Westlicher Hemlocktannen, der den gesamten Raum zwischen Lindenallee und der parkbegrenzenden Feldsteinmauer einnahm. Die dunkle, immergrüne Belaubung der Koniferen bildete einen effektvollen Hintergrund für das jahreszeitlich wechselnde Lindgrün der Allee. Gegenwertig sind noch Reste der einstigen dichten Pflanzungen vorhanden.
Eine weitere Koniferenpflanzung ist kulissenartig, einst ebenfalls blickdicht, vor der gesamten Länge der Lindenallee zur Parkwiese angelegt. Den Bäumen kam offenbar die Aufgabe zu, dem Besucher des Parks beim Gang durch die Lindenallee wechselnd den Blick auf die Wiese und somit die gesamte Tiefe des Parks freizugeben und wieder zu verdecken.


Eine der dominierendsten Gehölzgruppen im Parkgelände stellen die Gruppen von Blutbuchen dar.

BlutbucheDer Farbkontrast, der von dieser Baumgruppe das ganze Jahr ausgeht, wurde bewusst für Blickbeziehungen aus allen Richtungen des Parks genutzt.
Für den tunnelartig geführten Weg durch eine ähnlich angelegte Pflanzung von Rotbuchen bilden die Blutbuchen den kontrastreichen dunklen Hintergrund. Ebenso sind sie der Blickpunkt für die Sichtachsen über die große Parkwiese. Wie auch über die gegenüberliegende kleine Wiese.

 

Schwarzkiefern (Pinus nigra)

SchwarzkieferDie Schwarzkiefern bilden den Rand einer inselartigen Pflanzung inmitten der großen Parkwiese. In der wohlabgestuften Pflanzung bilden Schwarz- und Pyramidenpappeln (Populus nigra und Populus nigra „Italica“) die inselartigen Höhendominanten und sind kontrastreich flankiert.

 

Platanen (Platanus x hybrida)

Die Gruppe von noch 13 Platanen, um 1910 auf einen künstlich aufgeschütteten HügePlantanel gepflanzt, besitzt den Status eines Naturdenkmals. Die Bäume wurden sehr dicht gepflanzt, sodass sie sich im Laufe ihres Wachstums gegenseitig in die Höhe gedrängt haben. Der Hügel war mit einem Teehäuschen bebaut. Die Platanengruppe diente neben dem dekorativen Blickpunkt wahrscheinlich auch als Wind-, Blick- und Sonnenschutz.
In der Pflanzung zwischen Schlosswiese und Marmorbrunnen stehen weitere 4 Platanen, die ebenfalls als Naturdenkmal geschützt sind. Die Kronen sind ineinandergewachsen, sodass sie eine gemeinsame Krone von etwa 27 Metern Höhe und 26 Meter Durchmesser bilden.

 

Lindengruppe (Tilia cordata)

WinterlindeDie Gruppe von drei Winterlinden, freistehend vor dem Hauptweg auf der Wiesenfläche, gehört zu den ältesten des Parks. Offenbar waren sie zur Zeit der Erweiterung des Parks um 1904 bereits vorhanden und erfüllten fortan ihre Funktion, den Blick zur Hauptsichtachse hinaus aus dem Park in den Gamengrund zu lenken. Die Bäume haben heute den beachtlichen Umfang von 2,74; 2,82 und 3,51 Meter.

 


Thuja (Thuja spec.)

ThujaAn verschiedenen Stellen des Parks sind Lebensbäume angepflanzt worden. Als Naturdenkmal vermerkt sind davon zwei Riesenlebensbäume (Thuja plicata), unmittelbar neben der ebenfalls geschützten Winterlindengruppe stehend. Die Kronen der Thuja sind durch die in unmittelbare Nähe der ebenfalls zum Originalbestand des Parkes zählenden Laubbäume -  eine Hainbuche, eine Winterlinde und eine Stieleiche - mit 2,5  bzw. 6 Meter recht schmal ausgebildet. Mit einer Höhe von 17 und 20 Meter weisen sie einem Umfang von 1,10  bzw. 1,90 Meter auf.

 

Die Hauptsichtachse Gurtspark HirschfeldeDie Hauptsichtachse Gurtspark Hirschfelde

 

Hirschfelde im Park 1 Im Gutspark Hirschfelde

 

Hirschfelde im Park 2 Im Gutspark Hirschfelde

 

Kastanienalle zum Park Hirschfelde Kastanienalle zum Park Hirschfelde

 

Hirschfelde im Park 3 Im Gutspark Hirschfelde

 

Im Gutspark Hirschfelde –  die Wege in den GamengrundIm Gutspark Hirschfelde –  die Wege in den Gamengrund

 

Park Hirschfelde heute (I) Park Hirschfelde heute (I)

 

Park Hirschfelde heute (II)Park Hirschfelde heute (II)

 

Park Hirschfelde heute (III)Park Hirschfelde heute (III)

 

Das Entwicklungskonzept

 

Im Rahmen dieses EU-geförderten INTERREG-IVa-Projektes "Weiterentwicklung und touristische Vermarktung erhaltenswerter Landschaftsparks – Vernetzte Akteure in der Europaregion Pomerania“ wurde für den Gutspark Hirschfelde ein Entwicklungs- und Nutzungskonzept erarbeitet und im Dezember 2014 öffentlich präsentiert.

Hinweis: Das vorliegende Konzept ist bisher als Entwurf zu verstehen und muss noch im Ortsbeirat Hirschfelde sowie in der Stadt Werneuchen abschließend beraten werden.

 

Download Entwicklungs- und Nutzungskonzept für den ehemaligen Gutspark Hirschfelde

 

Quellen:

  • Dr. Rainer Zeletzki (Vortrag, 01.09.2011)
    "Historische Entwicklung der ehemaligen Gutsparkanlage in Hirschfelde und ihre regionale Bedeutung für die Barnimer Feldmark"
  • Dr. agr. Claudia Kosmehl, Gutachten zum Park Hirschfelde, Berlin, 1992
  • trias Planungsgruppe "Entwicklungs- und Nutzungskonzept für den ehemaligen Gutspark Hirschfelde", 2015

 

Fotos: Banim plus Lutz Weigelt, IS.RADWEG. Detlef Kaden, Luftbild Barnim Dr. Reinhard Schliebenow, Sibylle Lösch

Grafiken: büro-ix Karola Richardt, Petra Kaden

Karten: IS.RADWEG. Detlef Kaden